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Reiseziele
Vitalität und Lebensfreude heißen die Zutaten, die Konstanz schmackhaft machen. Zudem eine Stadt mit einmaliger Lage, prickelnder Vergangenheit – und einem umstrittenen Wahrzeichen.
Foto: MTK/Christoph Partsch
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Dass eine Kurtisane das Wahrzeichen einer Stadt prägt, scheint höchst ungewöhnlich. In Konstanz aber ist das so. Die wohlgeformte Dame heißt Imperia, thront mit üppigem Dekolleté und frivolem Umhang über der Hafeneinfahrt. Neun Meter hoch, 18 Tonnen schwer.
Peter Lenk, bekannter Künstler im Bodenseeraum, schuf die provokante Dame aus Beton. Ihr Sockel gehörte früher zu einem Molenturm. Lange Zeit stand darauf ein Stahlgestell. Es musste Imperia weichen, feierlich enthüllt im April 1993.
Konstanzer Kirchen und konservative Mitglieder des Stadtrats wetterten dagegen, ein Freudenmädchen zum Denkmal zu erheben – Blasphemie: Auf ihren erhobenen Händen trägt sie zwei zwergenhafte nackte Männlein. Das in ihrer rechten Hand ziert die Reichskrone eines Kaisers und einen Reichsapfel. Die Figur zur Linken trägt eine päpstliche Tiara. Ein Seitenhieb des Bildhauers auf das Konzil von Konstanz Anfang des 15. Jahrhunderts.
Allem Protest zum Trotz: Madame Imperia mauserte sich in kürzester Zeit zu einer Touristenattraktion – auch für Reisemobil-Urlauber: Der städtische Stellplatz am Döbelplatz befindet sich nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt. Dreht sich der Besucher der Imperia einmal um, sieht er das Konzil, ein ehemaliges Lagerhaus, heute Festhalle und Tagungsstätte.
Zu sehen gibt es in Konstanz am Bodensee noch viel mehr. Die Promenade am Seeufer, Hafenstraße genannt, zählt zu den schönsten Meilen in Konstanz – dazu gehört der Stadtgarten mit seinen Musikveranstaltungen.
Parallel zum See mit seinem Hafen voller dümpelnder Jachten und anlegender Fährschiffe befindet sich der Hauptbahnhof mit immerhin drei Gleisen, ein architektonischer Blickfang, weil er an den Palazzo Vecchio, den Bürgerpalast von Florenz, erinnern soll. Gartenwirtschaften, Bistros, Restaurants und Cafés säumen das Ufer.
In Sichtweite: das Sealife, erbaut auf einer künstlichen Halbinsel. Es präsentiert eine faszinierende Unterwasserwelt: Auf einem Rundgang folgt der Besucher dem Lauf des Rheins vom Gletscher in den Alpen über den Bodensee bis hin zum mittelalterlichen Hafen Rotterdams, wo der mächtige Strom schließlich in die Nordsee mündet. Danach geht’s zum Mittelmeer. Höhepunkt der Ausstellung ist der acht Meter lange Acryltunnel mitten durch das Rote Meer. Über den Köpfen schwimmen Haie, Muränen und Schildkröten. Drei Stunden sollte der Besucher einplanen.
In Konstanz heißt der historische Teil Niederburg. Wer dort hin will, quert die Konzilstraße am Bahnhof und taucht ein in ein Labyrinth verwinkelter Gassen und großzügiger Fußgängerzonen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt vom Bombenhagel der Alliierten verschont. Angeblich – weil südlich des Rheins gelegen, also geografisch auf Schweizer Gebiet – erleuchteten die Einwohner ihre Stadt, statt sie zu verdunkeln und führten so die Kampfflieger hinters Licht.
Am Ende der Marktstätte (vom Hafen aus gesehen), der längsten Fußgängerzone der Stadt, steht der Kaiserbrunnen mit Symbolen Konstanzer Vergangenheit. Ein mehrköpfiger Pfau symbolisiert die einst von drei Päpsten gleichzeitig regierte Kirche. Südwestlich des Brunnens steht das 1774 erbaute Haus „Zum Wolf“ mit seiner Rokoko-Fassade – völlig untypisch für Konstanz.
Zehn Gehminuten Richtung Westen: Unübersehbar ragt das Münster „Unserer Lieben Frau“ über die Dächer der Stadt. In 40 Jahren errichtet, war es einst Zentrum des größten mittelalterlichen Bistums nördlich der Alpen. Die gotisch geprägte, dreischiffige Säulenbasilika stammt vornehmlich aus dem 15. Jahrhundert. Sehenswert im Inneren sind vor allem die über tausend Jahre alte Krypta und die Mauritius-Rotunde mit dem Heiligen Grab.
Außerdem gab es in Konstanz Kastelle. Auf ihren Ruinen fußt die erste Kathedralkirche, entstanden im 7. Jahrhundert. Dieses Zeugnis Konstanzer Geschichte präsentiert ein unterirdisches Museum.
In den großen Einkaufsstraßen laden viele kleine und alternative Läden zum Shopping ein wie bspw. das Brauhaus mit selbstgebrautem Bier oder die alteingesessenen Weinlokale.
Abends treffen sich Gäste wie Einheimische auf der Seepromenade zu einem gemütlichen Absacker in einer der Gartenwirtschaften, Bistros oder Cafés. Im Blick haben sie alle dann Imperia, das verrufene, pikante Wahrzeichen – und natürlich den Bodensee.